„Zahlen sind einfach nicht mein Ding“, „Mach‘ Du das besser. Ich habe zwei linke Hände“ oder „Ich war schon immer schlecht in Fremdsprachen“ – mit Sicherheit hast Du diese oder ähnliche Gedanken schon einmal ausgesprochen, oder? Diese Gedanken sind verbunden mit dem Glauben, dass unsere Fähigkeiten von Geburt an vorbestimmt sind. Entweder man hat ein Talent oder eben nicht.
Aber sind unsere Fähigkeiten tatsächlich vorbestimmt bzw. vererbt oder sind Anstrengung und Arbeit der Weg zu Höchstleistung? Die Psychologin Carol Dweck hat auf diesem Gebiet jahrelang geforscht und kommt zu dem Schluss: Nicht die angeborenen Fähigkeiten bzw. Talente sind ausschlaggebend für den schlussendlichen Erfolg, sondern die Arbeit, die wir in ihre Entwicklung stecken.
Was ein Growth Mindset ist
Menschen mit einem so genannten Growth Mindset glauben an persönliches Wachstum und daran, durch Anstrengung ihre Fähigkeiten und ihr Wissen auszubauen. Herausforderungen und Fehler sehen sie als natürlichen Teil von Lernprozessen. Mit einem Fixed Mindset wiederum vermeiden Menschen Herausforderungen eher und sehen Fehler als ein Zeichen ihrer Unfähigkeit – Talente sehen sie als angeboren und wenig veränderbar an.
Fixed versus Growth Mindset sind die beiden Grundkonzepte. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir entweder nur das eine oder das andere Mindset haben. Die beiden Mindsets sind bei uns stattdessen unterschiedlich stark ausgeprägt. Auch kann unser Mindset sich je nach Fähigkeit unterscheiden. So stelle ich mich zum Beispiel beim Nähen gerne neuen Herausforderungen oder mache gerne Logik-Rätsel. Andererseits habe ich schon häufiger „Ich habe keinen grünen Daumen“ gesagt als ich zählen kann.
Anstrengung zahlt sich aus
Heißt das nun, dass Talent keine Rolle spielt? Nein, das wiederum wäre auch nicht richtig. Aber es heißt, dass durch Anstrengung sehr viel erreicht werden kann - auch wenn man das Talent nicht in die Wiege gelegt bekommen hat. So fand Carol Dweck beispielsweise heraus, dass in verschiedenen Disziplinen nicht die am Ende am erfolgreichsten waren, die früh das größte Talent hatten, sondern die, die am meisten geübt hatten.
5 Tipps für die Entwicklung eines Growth Mindsets
Mit dem Wissen, dass grundsätzlich alle Fähigkeiten erlernbar sind, ist es für Dich vermutlich nun wenig überraschend, dass auch ein Growth Mindset entwickelt werden kann. Je nachdem, wo Du heute stehst, bedarf es „nur“ mehr oder weniger Arbeit. Hier einige Tipps, wie Du an Deinem Mindset arbeiten kannst, wenn Du magst:
Entwickele eine positive Fehlerkultur: Fehler sind kein Zeichen von Schwäche oder Ausdruck des Scheiterns. Sie sind ein natürlicher Teil von Lernprozessen. Fehler führen dazu, sich zu hinterfragen, zu verbessern und Wege neu zu denken. Versuche Fehler und Imperfektion bei Dir und bei Menschen zu akzeptieren und mit Wohlwollen zu betrachten.
Beginne, Deinen Erfolg nicht nur am Ergebnis zu messen, sondern an dem Prozess, den Du auf dem Weg durchlebst: Welche Schritte bist Du gegangen? Was hast Du gelernt? Welche Herausforderungen hast Du gemeistert? Hier stecken viele kleine Erfolge drin, die mindestens so viel wert sind wir das letztendliche Resultat.
Sei achtsam bezüglich Deiner Gedanken und Worte und sei freundlich zu Dir selbst: Wie sprichst Du mit Dir und über Dich? Gehst Du hart mit Dir ins Gericht oder bist Du milde und hast Selbstmitgefühl? Allein das kleine Wort „noch“ kann eine große Veränderung bewirken: „Ich kann das noch nicht“ (Wenn Du Lust auf einen Ohrwurm hast, schau Dir gerne einmal hier das Video Power of Yet von der Sesamstraße an)
Versuche, Herausforderungen mit anderen Augen sehen: Es ist völlig okay, ihnen mit Respekt zu begegnen. Aber statt Angst davor zu haben, lerne sie als Chance für Wachstum zu sehen. Du wirst definitiv etwas lernen, wenn Du Deine Komfortzone verlässt und Neues wagst.
Probiere Feedback nicht als Angriff zu sehen, sondern prüfe, was Du daraus lernen kannst. Bei Kritik ist der erste Reflex oft eine Abwehrhaltung. Versuche, das Gesagte dennoch mitzunehmen und für Dich in Ruhe zu durchdenken. In den meisten Fällen (wenn auch nicht immer 😉) steckt doch ein hilfreicher Hinweis in dem Feedback.
Ja, das schreibt sich vielleicht leichter als es sich in der Realität dann umsetzen lässt. Aber der erste Schritt ist immer der schwerste. Vielleicht korrigierst Du Dich ja beim nächsten Mal, wenn Du Dich dabei erwischst, wie Du denkst „Das kann ich nicht“ und denkst stattdessen „Das kann ich noch nicht. Aber ich versuch’s.“ Und schon ist der erste Schritt gemacht!
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